Im Moment werden uns im Namen eines grassierenden Virus elementare Dinge weggenommen: Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte, Berührungen, Reisen und vieles andere. Der soziale Raum wird umkonnotiert, ohne dass jemand weiss, was dies für uns bedeuten wird. Sozial sein heisst jetzt alleine sein. Das physical distancing wird plötzlich zum social distancing. Erstmal bleibt uns nicht viel anderes übrig, als uns den Weisungen zu fügen. Die Hoffnung ist zumindest da, dass wir damit «das Richtige» tun und die Freiheiten aus unserem «früheren Leben» eines Tages rückerstattet bekommen.
Seit anderthalb Jahren plant die Theatergruppe GKW das Projekt Drei neue Bunker, welches sich mit der Verschanzungstradition unserer Gesellschaft auseinandersetzen sollte. In vier Basler Kellern, die durch eine Audiospur miteinander verbunden gewesen wären, hätte ein Langzeit-Performance stattgefunden, Männerchor inklusive. Nun wurden sie – wie wir alle – von der Realität eingeholt und überholt.
Was wollen wir bunkern? An was müssen wir uns erinnern? Was verlieren wir endlich? Was gewinnen wir trotzdem? Welches Gedanken-Archiv brauchen wir? Wie schützen wir uns vor dem Schutz?
Fragen rund um Protektionismus und Abschottung sind sehr präsent geworden: Grenzen werden dicht gemacht, Zwangsisolation verordnet, Nahrung gehortet, Demokratien zeitweise abgeschafft. Die Menschen sind zur Quarantäne und Vereinzelung angehalten. Diese unheimliche Aktualität wollen GKW in der adaptierten Version von Drei Neue Bunker mitdenken.
GKW bauen nun eigene metaphorische Bunker, um herauszufinden, was in unserer Gesellschaft schützenswert ist und sein könnte. In Hörstücken werden viele unterschiedliche Stimmen, Perspektiven, Klänge und Gedanken zu einem offenen klingenden Schutzraum, der den Begriff Schutz mit neuer Bedeutung füllt. Drei neue Bunker nutzt «Schutz» als Werkzeug, um die Welt besser zu verstehen.
Denn: Konservierungstechniken müssen neu gedacht werden. Das zu Bewahrende muss mutieren! Wenn uns die einst selbstverständlichsten Dinge weggenommen werden, wollen wir diese nicht nur zurück, sondern auch Neues für die Zukunft fordern! Wir brauchen ein utopisches, ein durch alle Wände hindurch dröhnendes Archiv! Die Hörer*innen sollen zudem Mit-Hüter*innen eines dezentralen Schutzraumes werden, indem sie sich via Website um Relikte der ursprünglich geplanten Ausstattung bewerben, die ihnen nach Hause geliefert werden. Unterschiedliche isolierte Wohnräume werden zu einem gemeinsamen Ort der drei neuen Bunker. So entsteht ein flüchtiger Kunstraum, der über die ganze Region und darüber hinaus echoen soll.
Ab 24. April wöchentliche Updates mit neuen Hörstücken auf www.dreineuebunker.ch
GKW – Moïra Gilliéron, Ariane Koch, Zino Wey sind eine freie Gruppe aus Basel. Neben eigenen Projekten an Theatern, in der Bildenden Kunst und der Literatur produzieren sie gemeinsame Projekte zwischen Metaphysik und poetischer Sciencefiction. Neben Moïra Gilliéron, Ariane Koch und Zino Wey gehört ein loser Pool an Künstler*innen zu der Gruppe.